Der Monte San Giorgio und seine Schätze
- Sara
- 4. Mai 2023
- 3 Min. Lesezeit
Dieser April überhäuft uns in Zürich nicht gerade mit Sonnenschein. Der Regenschirm gehört mittlerweile schon zur Alltagsgarderobe dazu, genauso wie die regendichten Schuhe... Am zweitletzten Aprilwochenende war es dann so weit und das Fass lief über. Wortwörtlich. Also entschieden wir uns dahin zu gehen, wo die Chancen darauf ein paar Sonnenstrahlen zu erhaschen, am höchsten standen - in den Süden!
Der frühe Vogel fängt den Wurm. Ganz nach diesem Motto sass ich also am Sonntag um Punkt 06:26 im Zug nach Zürich. Ein Croissant, einen Cappuccino und gut dreieinhalb Stunden später stiegen wir schliesslich in Riva San Vitale, einem kleinen Dorf am südlichsten (Schweizer) Zipfel des Luganersees, aus. Der Bus Nummer 532, der ausschliesslich für uns zu fahren schien, brachte uns von dort aus bis zur Station Battuta (zwei Stationen zu weit, wie wir kurz darauf feststellen sollten). Halb so wild, wir waren schliesslich zum Wandern hier... Unser erster Stopp: der Tempio Santa Croce. Genau diese Kirche war es, die uns ursprünglich zum Monte San Giorgio lockte. Sie, das Wetter und der Ausblick, den wir uns von der Bergspitze aus erhofften. Der Monte San Giorgio ist zwar nicht der höchste Berg im Tessin, aber verspricht eine spektakuläre Aussicht über den Luganersee und die umliegenden Berge.
Tempio Santa Croce, Riva San Vitale
Der Himmel war wolkenverhangen und es sah stark nach Regen aus. Der erhoffte Sonnenschein blieb bisher leider aus, aber die Palmen an jeder Ecke liessen trotzdem etwas Sommergefühle aufkommen. Von der Kirche aus begann der steile Aufstieg an kleinen Gärten und Reben vorbei aus dem Dorf heraus und bald schon in den Wald hinein. Überall blühte es in allen Farben und in der Luft hing der Duft nach Frühling. Hie und da erhascht man vom Wanderweg aus einen kurzen Blick auf den Luganersee, meistens jedoch erklimmt man den Berg im Waldinnern. Und sowieso waren unsere Augen auf den Boden gerichtet, denn es handelt sich hier um einen teilweise nur mässig präparierten Bergweg (wenn auch sehr gut markiert), der auch schon mal unsere Kletterkünste auf die Probe stellt. Dass es steil wird, wussten wir von der Wanderkarte - aber dass es 2h30 steil bergauf gehen würde, brachte uns zwischenzeitlich doch etwas aus der Puste. Plötzlich waren wir froh darum, dass die Sonne nicht brannte, denn heiss hatten wir auch so!
Wanderweg Monte San Giorgio
Nach kurzem Nieselregen (der sehr willkommen war) zeigte sich zum ersten Mal die Sonne. Es ist schon wahr - das Tessin enttäuscht nie! Und wir waren überglücklich, den Gipfel zu sehen :) Die Strapazen des Aufstiegs sind die Aussicht vom Monte San Giorgio aus wirklich wert. Wohl dem Wetter geschuldet sind heute nur wenige Leute auf dem Gipfel. Zeit für eine Mittagspause und ein wohlverdientes Sandwich. Achtung: Einkehrmöglichkeiten gibt es hier oben keine!
Aussicht Monte San Giorgio
Nicht umsonst wird der Monte San Giorgio auch der "Dinosaurierberg" genannt - das Gestein um den Berg ist nämlich geschichtsträchtig. Bis heute konnten dort bereits über 20'000 verschiedene Fossilien entnommen werden. Hauptsächlich von Wassertieren und -pflanzen, welche hier vor Millionen von Jahren gelebt haben. Wer sich also für Archäologie interessiert, ist hier genau richtig. Die spektakulären Funde haben das Gebiet um den Monte San Giorgio im Jahr 2003 sogar zum UNESCO-Weltnaturerbe gemacht.
Wir machen uns an den Abstieg nach Meride, haben aber kein Glück, denn wir entdecken keine neuen Fossilien... Auch der Abstieg gestaltet sich etwas schwierig, vor allem für die Knie, weil der Weg steil und mit Steinen etwas unglücklich präpariert ist. In Meride, gleich neben der Bushaltestelle befindet sich denn auch das Fossilienmuseum des Monte San Giorgio. Auf vier Stöcken werden die Funde der Umgebung ausgestellt. Das Museum ist sicher einen Blick wert, aber wir entschieden uns es dabei zu belassen. Uns durstete es nach einem Prosecco, aber alle Restaurants, die es uns auf Google Maps anzeigte, hatten am Sonntag geschlossen - sogar in Mendrisio, wirklich fast alle! Was wir nicht sahen, war, dass es gleich um die Ecke des Museums in Meride die Bottega Bar l'Incontro gegeben hätte, die sonntags offen ist... als kleiner Tipp :)
Abstieg nach Meride
Wir hingegen machten uns also auf den Rückweg und blieben etwas durstig. Die Busse hier düsen ohne Probleme um die kurvigen Strässchen bis nach Mendrisio - nichts für schwache Mägen. Vielleicht besser, dass wir vorher nichts getrunken haben...
Fazit: Wer Kalorien verbrennen möchte, möge den Monte San Giorgio besteigen - wir waren gut 4 Stunden unterwegs, die Hälfte davon steil bergauf. Der Wanderweg erfordert also eine gute Kondition und vor allem gutes Schuhwerk. Aber die Aussicht lässt wirklich nichts zu wünschen übrig, man wird also für die Strapazen reich belohnt! Es gibt ausserdem viele verschiedene Wege, die sich den Monte San Giorgio hinauf- und hinabschlängeln, man kann sich also selbst aussuchen, wie lange man unterwegs sein möchte. Und das Fossilienmuseum? Spare ich mir fürs nächste Mal auf...
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